2.700 Teilnehmer fordern volle Inklusion für Menschen mit Behinderung in die Gesellschaft

Mit dem Slogan “Rechte werden Wirklichkeit” versammelten sich 2.700 Menschen mit geistiger Behinderung, Familienmitglieder, Politiker und Fachleute aus über 80 Ländern, um den 15. Weltkongress von Inclusion International, vom 16.-19. Juni in Berlin als größtes Ereignis in der Geschichte von Inclusion International zu feiern. Hauptziel war, die Umsetzung der UN Behindertenrechtskonvention zu diskutieren und weltweit zu voranzutreiben sowie den Weg zu einer inklusiven Gesellschaft zu ebnen. Der Kongress bot allen Interessensvertretern die Möglichkeit, Erfahrungen und neue Ideen auszutauschen.

Rechtsfähigkeit, das Recht selber Entscheidungen zu treffen einschließlich politischer Teilhabe, stellte sich als ein zentrales Thema heraus, dass für alle Teilnehmer von Bedeutung war. Inklusive Bildung in der Schule sowie Erwachsenenbildung war ebenso ein Hauptthema wie Arbeit, die Jobsuche mit der nötigen Unterstützung und der Erwerb neuer Fähigkeiten. Die volle Teilhabe als Bürger, die Stärkung von Selbstvertretern und unabhängig in der Gemeinschaft leben waren, unter anderem, Schwerpunkte der Debatte.

Jan Jařab, Europäischer Repräsentant des Hohen Menschenrechtskommissars der Vereinten Nationen und die deutsche Ministerin für Arbeit und Soziales, Ursula von der Leyen besuchten den Kongress und drückten ihre Unterstützung für die Rechte von Menschen mit Behinderung aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel schickte eine Videobotschaft zum Thema Rechte behinderter Menschen und UN-Generalsekretär, Ban Ki-moon, liess eine Botschaft zur Bedeutsamkeit des Kongresses als Initiative zur Realisierung der Konvention verlesen.

Viele Vorträge und Workshops stellten die Bedeutsamkeit der Realisierung der Konvention dar. Ihre Ratifizierung ist nur ein Ausgangspunkt, auf dem die Vertragsstaaten aufbauen müssen. Die Überwachung der Umsetzung der Konvention sollte mehrere Akteure einbeziehen, einschließlich unabhängiger Akteure zur Steuerung auf nationaler Ebene, die Zivilgesellschaft, insbesondere Behindertenorganisationen und, ganz wichtig, Menschen mit Behinderung selber.

Auf europäischer Ebene beeinflusst die Konvention bereits politische Maßnahmen, muss aber weiter bekannt gemacht werden bzw. ihre Forderungen müssen auf Anerkennung stoßen. Bisher haben alle EU Mitgliedsstaaten die UN Konvention unterzeichnet und 13 haben sie bereits ratifiziert. Die verbleibenden Mitgliedstaaten befinden sich im Prozess in Richtung Ratifizierung. Die EU Strategie zu Behinderung 2010-2020 ist in der Entstehungsphase um eine beständige, starke Verbindung der Konvention mit ausschlaggebenden politischen Programmen der EU 2020 Strategie zu gewährleisten.

Menschen mit geistiger Behinderung haben den Kongress weitgehend mitgestaltet. Mehr als 850 Teilnehmer hatten eine geistige Behinderung. Viele von ihnen sprachen in Vorträgen über persönliche Erfahrungen als Selbstvertreter und ermutigten andere, für ihre Rechte einzustehen. Menschen mit geistiger Behinderung sollten eine Hauptrolle bei allen Aktivitäten der Umsetzung der Konvention spielen. Dazu sollten sie angemessene Unterstützung erhalten, um ihr Mitspracherecht zu gewährleisten.

Während dem Kongress wurde auch gute Unterstützung für Selbstvertreter auf allen Ebenen thematisiert. Das reicht von Unterstützung seitens der Familie über Unterstützung der Gemeinde bis hin zur Regierung. Viele Teilnehmer drückten ihren Wunsch aus, Selbstvertreter zu werden, befürchteten aber, dazu nicht enug Unterstützung zu bekommen.

Selbstvertreter David Corner aus Neuseeland schliess einen Vortrag mit dem Satz: “Die Zukunft sieht vielversprechend aus und alle hoffen, dass sie noch besser wird als wir es uns vorstellen.“ Alle Teilnehmer waren von dem Gemeinschaftsgefühl und dem Engagement beim Weltkongress beeindruckt. Selbstvertreter der SAAG Gesellschaft aus Kanada teilten ihre Eindrücke über einen Blog mit: „Der Kongress war eine gute Erfahrung für mich, denn ich habe jetzt mehr über eigenständiges Leben und Rechte für Menschen mit Behinderung zu sagen“ schreibt Kelly. „Ich habe herausgefunden, dass es viele Menschen mit Behinderung aus vielen Ländern der Welt gibt, die auf ähnliche Art leiden wie wir es tun“ schlussfolgert Ken.

Beim Kongress wurden die neuen Präsidenten von Inclusion Europe und Inclusion International gewählt. Die Generalversammlung von Inclusion Europe wählte Ivo Vykydal von SPMP aus der Republik Tschechien zu ihrem Präsidenten. Klaus Lachwitz von der Bundesvereinigung der Lebenshilfe in Deutschland übernahm die Präsidentschaft von Inclusion International. Die Europäische Platform für Selbstvertreter (EPSA) wählte erneut Andrew Doyle von ENABLE aus Schottland zu ihrem Vorsitzenden.

Inklusion war ebenfalls der Grundgedanke aller kultureller Aktivitäten, die das Programm ergänzten. Inklusive Theatergruppen mit Schauspielern mit Behinderung gaben Vorstellungen am Veranstaltungsort, wie beispielsweise das international renommierte Theater Maatwerk aus den Niederlanden. Eine Vielfalt an experimentellen Workshops, künstlerischer Arbeit und musikalischen Einlagen bot allen die Möglichkeit, mitzumachen und sich auszudrücken. Zusätzlich zu den vielen verschiedenen Vorträgen konnten die Teilnehmer sich auf unterschiedliche Weise untereinander austauschen. Diskussionsrunden ermöglichten den Teilnehmern, Themen rund um geistige Behinderung und den Kongress zu erörtern. Persönliche Mitteilungen und Reaktionen der Selbstvertreter wurden auf buntem Papier an eine „sprechende Wand“ geheftet. Letztere spiegelte auch die kulturelle Vielfalt der Veranstaltung und die unzähligen Eindrücke wider.

Aktiver Austausch mittels dem Internet war eine weitere Besonderheit des Weltkongresses. Soziale Netzwerke werden auch für den weiteren Austausch, auch mit Personen, die am Kongress nicht teilnehmen konnten, genutzt:

Die Veranstalter:

Der Weltkongress von Inclusion International 2010 wurde veranstaltet von:
Inclusion International (II) ist eine globale Vereinigung familienbasierter Organisationen, die sich für Menschenrechte von Personen mit geistiger Behinderung weltweit einsetzen. Sie repräsentiert mehr als 200 Organisationen in 115 Ländern innerhalb der fünf folgenden Regionen: Naher Osten und Nordafrika, Europa, Afrika und der indische Ozean, Nord- und Südamerika und der asiatisch-pazifischen Region.

Inclusion Europe (IE) ist das europäische Sprachrohr und Repräsentant von 60 Mitgliedsorganisationen von Menschen mit geistiger Behinderung und ihrer Familien. Gegründet im Jahre 1988, kann Inclusion Europe auf einen 20-jährigen Erfahrungswert und auf den erfolgreichen Einsatz für die Rechte der Zielgruppe aufbauen.

Lebenshilfe ist eine registrierte, gemeinnützige Organisation, die ihre Arbeit Menschen mit geistiger Behinderung und ihrer Familien in ganz Deutschland widmet. Die Lebenshilfe ist politisch und konfessionell unabhängig.

Für weitere Informationen zum Weltkongress 2010 und zukünftige Aktivitäten und Veranstaltungen von Inclusion Europe kontaktieren Sie bitte:

Silvana Enculescu
Kommunikation

Inclusion Europe
http://www.inclusion-europe.eu/

Tel: +32 2 502 28 15
Fax: +32 2 502 80 10
E-mail: s.enculescu@inclusion-europe.org